Gefördert durch das Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“

Wenn man heute so entlang des Rheinufers im RheinPark schlendert, ist das letzte woran man denkt, Industrie, rauchende Schlote, Qualm, Lärm und Maschinen. Aber so war es hier einmal. Und so lange ist das noch gar nicht her. Festhalten, die Fahrt in die Vergangenheit beginnt! Duisburgs Geschichte als Industriestandort dürfte ja bekannt sein. Und auch im Stadtteil Hochfeld siedelten sich im Zuge der Industrialisierung Firmen der Eisen- und Stahlproduktion an. Kupferhütten, Walzwerke und Co. benötigten für den Transport ihrer Güter die passende Logistik. So wurde 1866 von der Rheinischen Eisenbahn Gesellschaft ihre Ruhrgebietsstrecke südlich von Hochfeld, ausgehend vom Trajekt Rheinhausen-Hochfeld, am heutigen Kultushafen errichtet. Dafür wurde das Mündungsgebiet des Dickelsbaches ausgebaggert und befestigt.
Ein Trajekt ist eine Verbindung von Eisenbahnstrecken mittels Fähren für den Transport von Schienenfahrzeugen. Eisenbahnfährverbindungen werden dort eingerichtet, wo Brücken über Meerengen, Seen oder Flüsse aus technischen oder finanziellen Gründen nicht praktikabel sind.
Die Trajektanlage wurde 1874 bereits wieder eingestellt, denn sie wurde durch die Produktion überbeansprucht. Eine Eisenbahnverbindung durch eine Brücke war die Lösung. Die erste Eisenbahnbrücke wurde im II. Weltkrieg zerstört. Von ihr zeugen nur noch die Brückenwiderlager. Daneben wurde dann die heutige Eisenbahnbrücke gebaut. Und so entstand die heute älteste Rheinbrücke in Duisburg.
Im Geländeeinschnitt der ehemaligen Fahrtrasse der Trajektanlage entstand der Kultushafen. An dieser Stelle gab es regen Schiffsverkehr und es wurden viele Güter umgeschlagen. Der Kultushafen wurde 1873 in Betrieb genommen. Ende der 1980er Jahre wurde mit dem Rückbau begonnen. Der Hafen war in seinen Ausmaßen wirtschaftlich nicht mehr nutzbar, denn er war zu eng für den Schiffsverkehr und den Verladebetrieb geworden.
An diesem Stromkilometer des Rheins befindet sich der Kultushafen
Video von Bernd Uhlen - Stadt Duisburg
Ungefähr 25 Zentimeter misst eine Mauereidechse. Die braun-gemusterten flinken Reptilien fühlen sich im RheinPark am Kultushafen sehr wohl. Das sollen sie auch. Allerdings müssen sie im Zuge der Umgestaltung umziehen.
Bei einer ökologischen Voruntersuchung ergaben sich Hinweise auf eine größere Mauereidechsenpoulation. Es erfolgte eine artenschutzrechtliche Prüfung des Geländes. In ihrem Ergebnis wird die Population auf ca. 160 Mauereidechsen geschätzt. Im Rahmen einer ökologischen Baubegleitung stehen nun Ausgleichs-, Ersatz- und Vergrämungsmaßnahmen zum Schutz der Tiere an.
Dies bedeutet, dass man den Eidechsen ihre alte Heimstätte „ungemütlich“ macht, ohne ihnen zu schaden, damit sie sich einen anderen Siedlungsplatz suchen. Dafür wird ein Reptilienschutzzaun entlang des Fußweges zum Hafenbecken aufgestellt. Er ermöglicht das „Herauswandern“ der Eidechsen aus dem Baubereich, verhindert aber die Rückwanderung. Zusätzlich wird die vom Umbau betroffene Hafenböschung mit Folie belegt, um die Mauereidechsen zur Wanderung zu bewegen. Diese Maßnahmen werden von einem Sachverständigen begleitet, so dass die Mauereidechsen unbeschadet umsiedeln können.
Entlang der Südpromenade (in direkter Nähe ihrer alten Heimat), in der angrenzenden Böschung, werden Gabionenkörbe (auch Steinkorb, Schüttkorb, Mauersteinkorb oder Drahtschotterkasten genannt) angeordnet. Sie sind mit Natursteinen gefüllt, damit sich die Eidechsen dort wohlfühlen. Ringsum finden die Eidechsen Kräuter und Altgras, wo es genug Insekten gibt, die als Nahrungsquelle dienen.
Geplant ist, diese Maßnahme zwischen Mai und September 2024 zu realisieren.
Was passiert für die IGA 2027 mit dem Kultushafen?
Der derzeit noch in Teilbereichen gewerblich genutzte Hafen wird am östlichen Hafenkopf zu einem öffentlichen Freiraum umgestaltet. Der RheinPark wird hierdurch nach Süden verlängert. Damit wird eine langfristige Stadtentwicklungsstrategie der Stadt Duisburg weiterverfolgt, die Stadt wieder an das Wasser, also an den Rhein zu bringen. Im Gegensatz zur linken Rheinseite Duisburgs, wird die rechte Rheinfront großteils von Industrie und Gewerbe begleitet, die einen Zugang zum Wasser bzw. das Erleben am Wasser verhindern.
In den nächsten zweieinhalb Jahren wird der östliche Hafenkopf entsiegelt. Die Fläche, auf der sich ein Logistikunternehmen unterhalb der Brücke Wanheimer Straße befand, wird teilweise abgegraben. Dafür erfolgt eine Auffüllung des Hafenbeckens um ca. 25 Meter in Richtung Rhein. Der Bereich vor dem Auslaufbauwerk des Dickelsbachkanals, der hier in das Hafenbecken mündet, bleibt offen und unverändert. Das Gelände wird so modelliert, dass eine Art Rampe entsteht, die in Richtung des Wassers im Hafenbecken hinab führt. Die Rampe wird landschaftlich gestaltet. Ein serpentinenartiger Weg wird den Besucher führen, Sitzplätze werden zum Verweilen einladen. Die Bepflanzung soll sich an dem typischen Bewuchs entlang des Rheins orientieren. Am unteren Ende der Rampe entsteht eine Aussichtsterrasse („Hafenbalkon“), die eine Panoramasicht auf das Hafenbecken, den Rhein und das Rheinhauser Rheinvorland bietet. Oberhalb der Rampe wird eine Gastronomie ähnlich des Ziegenpeters im RheinPark entstehen.
Was sind die Herausforderungen bei der Umgestaltung?
Eine Herausforderung besteht in der Komplexität und der Vielschichtigkeit des Projektes. Es handelt sich nicht um ein reines „Grünprojekt“. Es sind diverse Fachdisziplinen und Fachplaner beteiligt, die gemeinsam an der Umsetzung des Projektes arbeiten.
Was sind die nächsten Schritte?
Es geht mit großen Schritten auf den Beginn der Bauphase zu. Zunächst werden im Frühsommer die Ausgleichs- und Ersatzhabitate für die im Kultushafen ansässigen Mauereidechsen gebaut. Des Weiteren werden nach und nach die Bauleistungen ausgeschrieben.
Der ehemalige Industriehafen wird einen weiteren Zugang zum Rhein bieten und ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität werden. Ein neuer Lieblingsplatz für die Duisburgerinnen und Duisburger und natürlich alle, die unsere Stadt besuchen! Zur Umsetzung kommt das Konzept des 1. Preisträgers des Realisierungswettbewerbs zum Zukunftsgarten und Anbindung aus dem Jahr 2021, des Büros wbp Landschaftsarchitekten GmbH. Die Uferpromenade wird ausgebaut und schließt an die Promenade des RheinParks an. Freizeit, Sport und Kulturangebote finden hier ihren Platz. Geplant ist auch die Ansiedlung einer neuer Gastronomie, um den Aufenthaltswert weiter zu stärken.
Eine geneigte Schotterebene schiebt sich in den Kopf des Hafenbeckens. Zum Hafenbecken hin wird die Fläche aufgeschüttet, nach Osten abgegraben, so dass eine gleichmäßig ansteigende Fläche entsteht, die die Bestandsspundwände an der Stirnseite überdeckt.
Eine Rampe in Form einer Steinschüttung wird sich in den östlichen Hafenkopf schieben. Zum Hafenbecken hin wird die Fläche aufgeschüttet und nach Osten abgegraben. Dadurch entsteht eine gleichmäßig ansteigende flache Rampe, die durch eine neue, weiter westlich gelegene Uferwand abgefangen wird. Die Dickelsbachmündung bleibt von der Planung unberührt und wird baulich nicht verändert. Der Bereich vor dem Auslaufbauwerk bleibt offen und wird nicht überbaut.
Die Rampe wird mittels querlaufender bandförmiger Gestaltungselemente aus Stampfbeton gegliedert, sodass Sitzmauern und ebenere Bereiche entstehen. Ein serpentinenartiger, barrierearmer Weg ermöglicht den Zugang in Wassernähe. Am unteren Ende der Rampe wird ein Aufenthaltsbereich in Form einer Terrasse entstehen („Hafenbalkon“). Die Fläche soll sich naturnah entwickeln. Dazu werden zur IGA 2027 Pflanzungen mit heimischen, standorttypischen Pflanzen erfolgen.
Auf der oberhalb der Rampe anschließenden, ebenen Fläche wird ein gastronomisches Angebot etabliert. Diese Fläche soll zudem als zusätzlicher Veranstaltungsort zur Verfügung gestellt werden.
Die Fertigstellung ist für den Herbst 2026 geplant.
Mit dem neu gestalteten und erlebbar gemachten Kultushafen wird ein Impuls für die perspektivische Entwicklung in Hochfeld und Wanheimerort geschaffen.
Simone Saß
kommunikation-iga@wb-duisburg.de